Stress hormonell und situativ kontrolliert
Erstellt von r.ehlers am Sonntag 20. März 2016
Ungarische Ehrenmarke
Wer die Herkunft nicht kennt, denkt bestimmt, dass der Begriff Stress auch ein neumodisches Wort ist, das wir aus dem Englischen übernommen haben.Davon ging auch ich aus, als ich hier einen meiner ersten Beiträge über den Stress schrieb: http://www.essenspausen.com/sos-stressangriff-auf-die-seele/.
Tatsächlich hat ihn Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts der in Wien geborene und 1934 nach Kanada ausgewanderte Mediziner mit ungarischen Wurzeln Hans (Janos) Selye erfunden – der als „Vater der Stressforschung“ stolz schrieb: „Ich habe allen Sprachen ein neues Wort geschenkt – Stress“. Die Grundlagen seiner Lehre vom Stress und vom allgemeinen Adaptionssyndrom (Selye-Syndrom) haben heute noch Geltung. Groß in Mode gekommen ist der Stress aber erst in den letzten 30 Jahren, nachdem sich seine überragende gesundheitliche Bedeutung mit allen neuen Erkenntnissen – besonders aus der Gehirnforschung und der Hormonforschung (Endokrinologe) bestätigte.
Mit Stress sind auf das Gemüt stark einwirkende Eindrücke gemeint, die sowohl von außen auf un zu kommen wie auch durch unsere Erinnerung wieder im Gehirn aktiv werden. Sie können uns im positiven Sinne antreiben (Eustress), worüber nicht viel geforscht wird, oder uns niederreißen (Distress) und psychisch krank machen: Depression, Burnout.
Meine Beschäftigung mit dem Thema datiert genau auf das Jahr 2000, als ich nach der unübersehbaren Erfahrung starker Verbesserungen meines Allgemeinbefindens durch den Verzehr nativer Kost auf leeren Magen, spezifisch der Wachheit tagsüber und des Schlafs in der Nacht, auf die Erkenntnis stieß, dass es dafür nach allem verfügbaren Wissen eine andere Erklärung als die Anhebung des Levels am Botenstoff Serotonin im Gehirn nicht geben konnte. Die Verbindung zum Thema Stress liegt dadurch auf der Hand, dass der vielseitige Botenstoff Serotonin, auch „Wohlfühlhormon“ genannt, als bedeutendstes Anti-Stress-Hormon im Zentrum der zentralnervösen Stresskontrolle steht.
Neben der Herstellung der Balance zwischen Stresshormonen wie Adrenalin, Cortisol und Testosteron auf der einen und stressabbauenden Hormonen wie Serotonin, Oxytocin und GABA spielt der Lebensstil mit dem für unseer Wohlbefinden unverzichtbaren Balance zwischen Spannung und Entspannung eine wichtige Rolle.
Es lässt sich nicht zuverlässig feststellen, wie die hormonelle Stressbalance und der psychische Stressausgleich durch Anspannung und Entspannung ineinander greifen. Ganz sicher allerdings ist, dass Stressereignisse allein nicht psychisch karnk machen, s. http://www.essenspausen.com/stressereignisse-allein-machen-nicht-krank/. Wäre das anders, wären alle vom Leben arg gebeutelten Menschen depressiv und die bestens versorgten reichen Menschen alle glücklich. Oft genug hat man den Eindruck, als würe umgekehrt ein Schuh daraus. Aber das ist natürlich ein Scherz.
Es gibt in der Tat auch die rein psychische und verhaltensmäßige Stresskontrolle, die ich als situative Stresskontrolle bezeichen möchte. Sie wirkt nach meiner Erfahrung im Umgang mit endlos vielen Menschen, die aller Voraussicht nach keine Defizite in ihrer allgemeinen Versorgung haben und – bestimmt dank nativer Kost und/oder regelmäßiger körperlicher Ausdauerbelastung – wie auch nach ihrem ganzen Auftreten keine Defizite in der Verfügung über stresssenkende Botenstoffe haben. Die Erfahrung der Stresslösung durch Entspannung und Meditation, Atemübungen und Yoga etc. ist so allgemein, dass ihre Wirksamkeit bestimmt nicht durch die üblichen simplifizierenden Studien belegt werden muss.
Was die situative Stresskontrolle anbelangt, machen wir mit unserer heutigen Kommunikation fast alle so fürchterlich viel falsch wie die übergroße Mehrheit in den Fragen des richtigen Essens. Auf einige dieser Fehler habe ich schon hingewiesen:
http://www.essenspausen.com/smombies/; http://www.essenspausen.com/kommunikation-im-auto/und http://www.essenspausen.com/kommunikation-im-auto/.
Im Zentrum der Kritik steht dabei immer unser falscher Umgang mit dem Telefon:
Wir haben uns im unmittelbaren Sinne dieses Wortes fast alle zum Sklaven des Telefons machen lassen. Sie kennen sicher das wunderbare Lied von Max Raabe: „Kein Schwein ruft mich an!“
https://www.youtube.com/watch?v=sTvIb5bu-GI
Zugstanden, für die vielen Menschen, die sich einsam fühlen, ist die Errichbarkeit über das Telefon ein wahrer Segen. Aber alle anderen werden durch die schiere Existenz dieses Apparates gezwungen – wie ein Klinikarzt in seiner sog. Freizeit – immer in Bereitschaft zu stehen. Wie soll der Mensch jemals zur Ruhe kommen, wenn er jede Sekunde gewärtig sein muss, dass er auf einen Anruf von außen reagieren muss?!
Da lobe ich mir den Anrufbeantworter, den richtig zu nutzen ich schon als junger Anwalt in eigener Praxis gelernt habe, indem ich ihn wie folgt besprach:
„Hier meldet sich der automatische Anrufbeantworter von Rolf Ehlers. Ich kann nicht immer erreichbar sein, auch wenn ich im Hause bin. Bitte sprechen Sie nach dem Pfeifton auf Band. Wenn ich da bin und freikommen kann, übernehme ich das Gespräch sofort. Wenn nicht, bitte ich Sie mir zu sagen, ob ich zurückrufen soll.“